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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 29.02.2024:

„Wir wollen die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Ausbildung bringen.“

Azubis4Future
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Bildrechte: Azubis4Future

Azubis4Future sind Auszubildende aus ganz Deutschland, die sich dafür einsetzen, dass die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Ausbildungen integriert werden. Sie fordern außerdem mehr Gehör für Azubis und treten für die Aufwertung der Berufsbildung in der Gesellschaft ein. So wollen sie u.a. mit einer besseren Vergütung der Ausbildung und einer Ausbildungsumlage die Attraktivität der Berufsausbildung steigern.


Im Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wurde 2017 festgelegt, BNE in allen Bildungsbereichen zu verankern, auch bzw. gerade in der Berufsbildung. Für den nachhaltigen Wandel und die sozial-ökologische Transformation werden qualifizierte Fachkräfte benötigt, die die Auswirkungen ihres Handelns im Beruf auf die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen absehen können. Eine Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung fördert Kompetenzen, mit denen die Arbeits- und die private Lebenswelt nachhaltig gestaltet werden können. Doch noch sind nachhaltigkeitsbezogene Kompetenzen nicht für jeden Beruf definiert, nicht jeder Unterricht berücksichtigt die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Einer Gruppe junger Menschen dauert das zu lange. „Wir wollen nicht länger warten, daher nehmen wir die FAIRänderung jetzt selbst in die Hand“, heißt es selbstbewusst auf der Homepage von Azubis4Future.

Azubis4Future

Azubis4Future treten dafür ein, dass die Auszubildenden (Azubis), die die Fachkräfte von morgen und damit die Gestalter*innen der Transformation sein werden, besser gefördert und auf die globalen Herausforderungen ihrer Berufe in Zeiten der Klimakrise vorbereitet werden. Sie sind überzeugt, dass Azubis, wenn sie in der Ausbildung Verständnis für ökologische, ökonomische und soziale Zusammenhänge entwickeln, nachhaltige Entscheidungen im Berufsleben treffen können und somit zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Demzufolge engagieren sie sich für eine nachhaltige Berufsausbildung und wollen die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Ausbildung bringen. Zu den Azubis4Future gehören Auszubildende aus verschiedenen Ausbildungsberufen wie Erzieher*in, Landschaftsgartenbauer*in, Europakaufmann / -frau, Schneider*in oder IT-Techniker*in aus Köln, Berlin, Göttingen, Hamburg und Kiel. Die Nachhaltigkeitsziele der UN bilden den Rahmen ihrer Arbeit. Sie fordern die Stärkung der Nachhaltigkeit in den Ausbildungsrahmenlehrplänen, damit Auszubildende lernen, wie sie ressourcenschonend arbeiten und welche Technologien und Materialien nachhaltig sind, sowie eine Ausbildungsumlage. Eine Ausbildungsumlage setzt auf die gemeinschaftliche Finanzierung. D.h., alle Arbeitgeber zahlen etwas in einen öffentlich-rechtlich verwalteten Fonds ein. Wer ausbildet, bekommt einen Teil seiner Kosten aus dem Fonds erstattet, wer nicht ausbildet, beteiligt sich durch seine Abgabe finanziell an der Ausbildungsleistung der anderen.

Einrichtung eines Nachhaltigkeitsgremiums
„Die Perspektive von uns Azubis ist in der Gesellschaft nur schwach vertreten. Der Grund dafür ist die erschwerte Möglichkeit der Teilnahme von Azubis an gesellschaftlichen Veranstaltungen, da diese oft während der Anwesenheitszeiten in Betrieb oder Berufsschule stattfinden. Während in der Politik Engagement oft heraufbeschworen wird, haben viele Azubis immer noch nicht die Möglichkeit, ihre Perspektiven in Gremien einzubringen, ein Ehrenamt auszuführen oder sich an Programmen von Ministerien zu beteiligen“, beklagen Azubis4Future. Zu ihren Forderungen gehört deshalb auch die Freistellung der Azubis für die Mitwirkung an demokratischen Prozessen. Aber auch die Möglichkeiten der Mitbestimmung. „Um Lösungen zu finden, brauchen wir alle an einem Tisch. Wir finden, dass die Perspektive von Azubis als Macher der Zukunft dabei besonders Gehör verdient. Deshalb fordern wir die Einrichtung eines Nachhaltigkeitsgremiums als entscheidungsfähige Querschnittsfunktion in jedem Betrieb ab 50 Mitarbeiter*innen und in jeder Berufsschule. Hier können Tandems aus Azubis mit Nachhaltigkeitslehrer*innen beziehungsweise Betriebsangehörigen Ideen individuell für Schule und Betrieb entwickeln.“

Gegen den Fachkräftemangel vorgehen
Doch Azubis4Future geht es nicht nur um die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Ausbildung, sondern auch darum, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Um der wachsenden Fachkräfteknappheit, die langfristig den Wirtschaftsstandort Deutschland schwächt, entgegenzuwirken, kämpfen sie für eine Aufwertung der Ausbildung. „Eine Möglichkeit hierfür sehen wir in der Mindestausbildungsvergütung in Höhe von 80 Prozent der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütung des jeweiligen Ausbildungsjahres.“ Auch müsse man die Ausbildungsbedingungen verbessern und die Berufsausbildung attraktiver machen. Eine Verbesserung sei die Investition in Bildungs- und Weiterbildungsangebote. Durch gezielte Förderung von Schulbildung, Weiterbildung und beruflicher Bildung könnten junge Menschen dazu motiviert werden, eine Karriere in einem Berufsfeld zu ergreifen, in dem Fachkräfte besonders gefragt sind. Weitere Optionen sehen sie in der Förderung von Karrieremöglichkeiten und der Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -modellen.

Arbeit auf Bundesebene und in Regionalgruppen

Noch ist die Initiative klein, bundesweit zählt sie etwa rund zwanzig Aktive, ein Großteil davon in Berlin. Sie knüpfen Kontakte, nehmen an Podiumsdiskussionen teil und setzen sich für die Nachhaltigkeits- und Klimainteressen von Auszubildenden gegenüber Akteur*innen aus Politik, Wirtschaft, Bildung, Verwaltung und Zivilgesellschaft ein. Sie treten direkt an Betriebe und Berufsschulen heran, um gemeinsam ausbildungsrelevante Inhalte, die in die Zukunft gedacht sind, zu erörtern. Sie sprechen mit Gewerkschaften und Abgeordneten, um Gehör auch in der Politik zu finden. Alles ehrenamtlich und ohne dafür freigestellt zu werden.

Auf Bundesebene treffen sie sich einmal pro Monat, um sich auszutauschen, Projekte zu planen, Ziele zu erarbeiten und die Ausbildung deutschlandweit zu „FAIRändern“. Sie unterstützen sich auch gegenseitig beim Aufbau von Regionalgruppen. Derzeit gibt es Azubis4Future nur in Berlin. Das Plenum der Regionalgruppe Berlin findet aber meist online statt, so dass auch Azubis aus anderen Städten teilnehmen können. Wer eine eigene Regional- oder Ortsgruppe gründen möchte, braucht fünf Mitstreiter*innen. Die ersten drei Treffen - Kennenlernen, Entwicklung einer Strategie, Klärung offener Fragen - werden von Azubis4Future moderiert. Langfristig sollen die Regionalgruppen dann untereinander vernetzt werden. Die Regionalgruppen planen Kampagnen, sammeln Ideen, wie Ausbildungen nachhaltig gestaltet werden können und geben ihr Wissen weiter. Jede*r, der möchte, kann sich Azubis4Future anschließen und sich in eine der drei Arbeitsgruppen einbringen. Die Forderungs-AG beschäftigt sich damit, das große Ziel „mehr Nachhaltigkeit in die Ausbildung zu bringen“ in Forderungen und Maßnahmen zu verfassen. Bei der Öffi-AG wird alles, was mit Außendarstellung und Kooperationen zu tun hat, geplant und umgesetzt. Angedacht sind zum Beispiel zukünftig auch Workshops, in denen Azubis über ihre Rechte aufgeklärt werden und wo ihnen gezeigt wird, wie sie in ihren Berufsalltag mehr Klimaschutz integrieren können. Alles Organisatorische übernimmt die Orga-AG. Unterstützung bekommen Azubis4Future darüber hinaus von Organisationen und Bündnissen, mit denen sie kooperieren. So stellt die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit beispielsweise Räume für Treffen zur Verfügung und hilft bei der Organisation. Das For Future-Bündnis ermöglicht den Azubis4Future eine gute Vernetzung und Aktionen mit anderen For Future-Gruppen.



Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 29.02.2024
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