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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 19.08.2021:

„Es geht nicht nur um gute Ergebnisse, sondern vor allem um gute Prozesse.“

Deutscher Kita-Preis zum vierten Mal vergeben
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Bildrechte: DKJS/ Jakob Erlenmeyer und Nikolaus Götz

Am 9. Juni 2021 haben das Bundesfamilienministerium und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinsam mit weiteren Partnern fünf Kitas und fünf lokale Bündnisse für frühe Bildung aus ganz Deutschland mit dem Deutsche Kita-Preis ausgezeichnet. Erstplatzierte waren die Integrative Sprach-Kita „Villa Sonnenschein“ in Oranienbaum-Wörlitz in Sachsen-Anhalt und das Bündnis „BildungsCampus Tarp e.V.“ in Schleswig-Holstein.


Ganz im Norden Deutschlands, an der Grenze zu Dänemark, liegt Tarp, eine knapp 5600 Einwohner starke Gemeinde. Hier ist eine Bildungsgemeinschaft entstanden, die allen Tarper Bürgerinnen und Bürgern, unabhängig von ihrem Hintergrund oder Alter, zugutekommen soll. Alle Bildungseinrichtungen vor Ort - die Kitas, Grundschulen, die Bibliothek, die Volkshochschule, das Seniorenzentrum und der Sportverein - sind mittlerweile Teil des BildungsCampus Tarp. Gemeinsam schaffen sie viele institutionenübergreifende Projekte und Angebote, wie Lese- und Vorleseprojekte in Kitas und Schulen oder Gewaltpräventionsangebote. Mit ihren generationsübergreifenden Bildungsangeboten konnte das Bündnis die Jury des Deutschen Kita-Preises überzeugen und erhielt in diesem Jahr den ersten Preis des Wettbewerbs.

Der Kita-Preis 2021
Der Deutsche Kita-Preis ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) in Partnerschaft mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung, dem ELTERN-Magazin, der Soziallotterie freiheit+ und dem Didacta-Verband. Die Auszeichnung würdigt das Engagement aller Beteiligten, die zeigen, wie gute Qualität in Kitas vor Ort gelingt. „Der Deutsche Kita-Preis zeigt, dass sich viele Menschen in unserem Land für eine gute Qualität in der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung einsetzen. Jeder unter ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Dieses Engagement zu unterstützen, ist mir und der Stiftung sehr wichtig. Beim Deutschen Kita-Preis geht es nicht nur um gute Ergebnisse, sondern vor allem um gute Prozesse. Schon jetzt haben wir mit allen Einsendungen einen unglaublichen Schatz an gelungener Kita-Arbeit, der uns viele Anregungen zur Weiterarbeit gibt“, so Dr. Heike Kahl, Gründerin und ehemalige Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Der Preis wird seit 2018 jährlich in den Kategorien „Kita des Jahres“ und „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ verliehen und ist mit insgesamt 130.000 Euro dotiert. Jeweils 25.000 Euro gehen an die Erstplatzierten und jeweils 10.000 Euro an die vier Zweitplatzierten in beiden Kategorien. Mit dem Preis „Kita des Jahres“ werden Kita-Teams geehrt, die gemeinsam mit ihren Trägern, mit Eltern und mit Akteuren aus dem Umfeld gute Qualität kontinuierlich weiterentwickeln. Mit dem Preis „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ werden Zusammenschlüsse von Akteuren ausgezeichnet, die die Kita-Arbeit unterstützen. Das kann jede lokale Initiative in Deutschland sein, in der verschiedene Institutionen gemeinsam die Strukturen der frühen Bildung auf kommunaler Ebene nachhaltig verändern wollen und sich dafür einsetzen, dass Kinder optimal aufwachsen.

Die vier Qualitätsdimensionen
Vergeben wird der Preis anhand der vier Qualitätsdimensionen Kindorientierung, Partizipation, Sozialraumorientierung und lernende Organisation. Danach werden Kitas und Bündnisse ausgezeichnet, die ihr Konzept im Dialog mit den Kindern, Eltern und Partnern kontinuierlich reflektieren und weiterentwickeln, sich als lernende Organisation begreifen, ihr Handeln konsequent am Kind ausrichten, den unterschiedlichen Lebenswelten von Kindern und ihren Familien Rechnung tragen, den Sozialraum als Ressource in ihre Arbeit einbeziehen und Beziehungen über die Einrichtung hinaus knüpfen, Unterschiede wertschätzen und die Partizipation von Kindern, Eltern und Mitarbeitenden befürworten. Die Kriterien für die Kategorie „Kita des Jahres“ hat die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung zusammen mit der Internationalen Akademie Berlin gGmbH entwickelt. Für die Kategorie „Lokales Bündnis des Jahres“ hat die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung die Kriterien erarbeitet.

In diesem Jahr gingen 1.245 Bewerbungen ein, davon 1.133 in der Kategorie „Kita des Jahres“ und 112 in der Kategorie „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“. Davon konnten sich 20 Finalisten qualifizieren, die in einem mehrstufigen Prozess von einer 17-köpfigen Jury aus Wissenschaft, Fachpraxis, Gewerkschaften, Politik und Eltern ausgewählt wurden. Anfang Juni 2021 hat die Jury dann die zehn Preisträger des Deutschen Kita-Preises 2021 bekannt gegeben. Vertreter*innen des Bundesfamilienministeriums und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung haben die Preisträger am 9. Juni 2021 in einer digitalen Preisverleihung gemeinsam geehrt. „Mit der Auszeichnung von guten Kitas und lokalen Bündnissen würdigen wir die vielen Menschen in unserem Land, die mit großem Engagement und mit viel Herzblut für das Wohl unserer Kinder sorgen. In den zahlreichen Kitas und Initiativen für frühe Bildung sind Empathie, umfangreiches Wissen, Kreativität und oft auch Spontanität gefragt. All das, gepaart mit der Bereitschaft immer wieder dazuzulernen, leisten die diesjährigen Finalisten jeden Tag für Kinder und Familien in besonderem Maße. Gerade in der Corona-Pandemie wurden in den Kitas besonders große Herausforderungen bewältigt. Dafür möchte ich allen ganz herzlich danken“, betont Bundesministerin Christine Lambrecht.

Die Integrative Sprach-Kita „Villa Sonnenschein“

Der mit 25.000 Euro dotierte erste Platz in der Kategorie „Kita des Jahres“ geht in diesem Jahr nach Oranienbaum-Wörlitz (Sachsen-Anhalt) an die Integrative Sprach-Kita „Villa Sonnenschein“. Die Jury war besonders beeindruckt davon, wie Gemeinschaft dort zwischen allen 141 Kindern und Erwachsenen gelebt wird. Kinder mit und ohne Beeinträchtigung werden von 26 Fachkräften individuell gefördert und die Kinder helfen sich auch gegenseitig beim Anziehen, Basteln oder anderen Aktivitäten. Kita und Träger begreifen sich als lernende Organisation und arbeiten zusammen mit den Eltern stets an der Verbesserung der Qualität. Das Team begleitet die Kinder dabei, eigene Ideen zu verwirklichen und Neues zu lernen. Themen werden regelmäßig im Kinderparlament besprochen, die Räumlichkeiten werden je nach Anlass flexibel genutzt, zum Beispiel als Sprachwerkstatt oder Rollenspielraum. Sprachliche Bildung und Inklusion sind fest im Alltag verankert, die gebärdenunterstützte Kommunikation hilft allen, auch Beteiligten ohne Förderbedarf. Außerdem werden Speisen aus den selbst angebauten Gemüse- und Obstsorten bereitet und es gibt einen wöchentlichen Backtag. Der Wörlitzer Park wird für Ausflüge genutzt, bei denen die Kinder auch viel über die lokale Geschichte und Kultur erfahren und die Natur erforschen können, auch ein Modell für den Parkspielplatz wurde von der Kita schon entworfen. Gemeinsam mit den Kindern haben die Fachkräfte in den vergangenen Monaten viel zum Coronavirus recherchiert und konnten so auf Fragen und Ängste eingehen.

Zweitplatzierte in der Kategorie „Kita des Jahres“ sind die Kita „Berlin Kids International“ aus Berlin, die AWO-Kita Marshallstraße aus Gießen in Hessen, die Evangelische Integrative Kindertagesstätte „Sonnenkinderhaus“ aus Rostock in Mecklenburg-Vorpommern und die Kita ZEBRA VERDE aus Köln in Nordrhein-Westfalen.

Zusätzlich wurde auch in diesem Jahr der Sonderpreis des Magazins ELTERN vergeben - er geht an die Katholische KiTa Maria Königin aus Trier in Rheinland-Pfalz, die in der bundesweiten Online-Abstimmung zwischen allen zehn Finalisten aus der Kategorie „Kita des Jahres“ die meisten Stimmen erhielt. Die Einrichtung erhält ein Jahr lang alle drei Monate ein Paket mit Kinderbüchern, die von der ELTERN-Redaktion ausgewählt werden.

Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres 2021
Den ersten Platz in der Kategorie „Lokales Bündnis für frühe Bildung“ ging in diesem Jahr an das Bündnis „BildungsCampus Tarp e.V.“ in Schleswig-Holstein. Zweitplatzierte sind die Bündnisse „Qualität im Dialog“ aus der Region Auetal/Rinteln/Hessisch Oldendorf in Niedersachsen, „Monheim für Kinder“ in Monheim am Rhein in Nordrhein-Westfalen, die „Erfinderkiste“ aus Oderwitz in Sachsen und das Thüringer Eltern-Kind-Zentrum „Anne Frank“ in Jena.

In dem generationenübergreifenden Bündnis „BildungsCampus Tarp e.V.“ spielen die Kinder und ihre Beteiligung an der Arbeit des Bündnisses eine große Rolle. Kinder werden als Akteure gesehen, die vielfältige Möglichkeiten haben, sich einzubringen. Außerdem ist es dem „BildungsCampus Tarp e.V.“ gelungen, in kurzer Zeit eine professionelle Struktur aufzubauen, sodass auch die besonderen Herausforderungen des ländlichen Raums sehr gut bewältigt werden. Weil sich die Bündniskoordinatorin um alles Organisatorische kümmert, haben die pädagogischen Fachkräfte viel Zeit für die Kinder. Außerdem bieten Kita-Schwimmkurse, Kindertheater oder das Spielmobil Familien Spaß und Abwechslung. Während des Lockdowns war es dem Bündnis wichtig, mit allen Beteiligten in Kontakt zu bleiben. Eine App führte Interessierte bei Schnitzeljagden durch den Ort. Familien von Kita-Kindern konnten Basteltüten gegen Langeweile abholen. „Jedes Jahr bin ich aufs Neue davon beeindruckt, wie viele großartige Kitas und lokale Bündnisse es gibt, deren Mitarbeitende den Kindern zugewandte, qualitativ hochwertige Arbeit leisten. Dem hat auch die Pandemie keinen Abbruch getan. Viel zu selten bekommen diese engagierten Menschen öffentliche Aufmerksamkeit und unsere Wertschätzung. Deshalb freue ich mich, dass der Deutsche Kita-Preis auch in diesem Jahr diese starken Initiativen sichtbar gemacht hat“, zeigt sich Elke Büdenbender, Schirmherrin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, beeindruckt.

Im August und September übergeben Politikerinnen und Politiker der Landes- und Lokalregierungen den Preisträger-Kitas und -Bündnissen ihre Trophäen. Und auch die Finalisten, die keine Auszeichnung erhalten haben, bekommen jeweils 1.000 Euro als Anerkennung für ihre hervorragende Arbeit.







 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 19.08.2021
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